Stegreif liebt sie, die Freigeister, Revolutionär*innen und Andersdenkenden. All jene, die ihre Vorstellungen von der Welt hatten und sich nicht scheuten, diese auch zu leben. Nach #freebeethoven widmet sich das Orchester noch einmal dem ersten selbstbestimmt freischaffenden Komponisten der Klassikgeschichte und seiner dritten Sinfonie.
Ludwig van Beethovens „Eroica“ fokussiert sich ganz auf die französische Revolution und ihre Werte. Ursprünglich für Napoleon Bonaparte komponiert, entschied Beethoven unmittelbar nach dessen Selbstkrönung, dass der Tyrann kein historischer Held und kein geeigneter Widmungsträger für die Sinfonie sei, die selbst einen revolutionären Akt der Musikgeschichte darstellt.
#free∃roica handelt von Revolutionen – geschichtlich wie musikalisch – und den Helden, die sie hervorgebracht haben. Ohne Noten, ohne Dirigent und ohne Stühle strebt das Orchester ihnen entgegen und sucht dabei auch nach den kleinen Umwälzungen – und mögen diese „nur“ darin bestehen, ohne Schuhe den Konzertsaal zu betreten oder das Publikum auf eine Reise vom Frankreich des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart mitzunehmen. So wird die Eroica mit Performance, Improvisation und Rekomposition neu gelebt. Zerbrochene Takte, überdimensionale Requisiten und gesprengte Orchesteraufstellungen machen Beethovens Streben nach Neuem und Unerwartetem erfahrbar in einem Werk, das als Teil des jahrhundertealten Kanonrepertoires mit den heutigen Hörerwartungen nicht länger bricht.
Foto: Oliver Borchert